Aus: DIE ZEIT


Während des spanischen Bürgerkrieges, in dem er zusammen mit Aragon, Ehrenburg und Hemingway gegen den Faschismus kämpfte, erkannte Pablo Neruda, daß „das Verbrechen auf dem Thron, nicht beim einfachen Volk zu suchen ist“. Aus dem bislang dreißigbändigen Gedichtwerk des inzwischen fünfundsechzigjährigen chilenischen Lyrikers, dem seit dem Tod César Vallejos „die mächtigste Stimme der lateinamerikanischen Poesie“ gehört (Enzensberger), war in der Bundesrepublik 1967 bei Luchterhand eine zweibändige, kostspielige Ausgabe erschienen, die laut Klappentext „in kundiger Auswahl“, laut Inhalt in kundigem Aussparen provokativ sozialistischer Verse Dichtungen des Kommunisten Neruda aus den Jahren 1919 bis 1965 vereinigte. Der nun vorliegende Auswahlband „Poesie impure“ ist zweisprachig und kontrollierbar, die Ubersetzungen der vor allem dem Frühwerk Nerudas Residencia en la tierra“ („Aufenthalt auf Erden“) entnommenen Gedichte stammen erstmals nicht von Erich Arendt, sondern von Enzensberger und zeigen erhebliche interessante Abweichungen in der Interpretation. Schließlich enthält der Band ein bei uns bisher unveröffentlichtes Traktat Nerudas über eine, nämlich seine „Poesie impure“: eine Dichtung, „unrein wie ein Anzug, wie ein Körper“, „verwüstet von der Mühe der Hände... eine Dichtung, die nach Urin und nach weißen Lilien riecht, eine Dichtung, in der eine jede Verrichtung des Menschen, erlaubt oder verboten, ihre Spuren hinterlassen hat“. (Hoffmann und Campe Verlag)

Kritik in Kürze


Pablo Neruda: Poesie impure

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CHRISTEL BUSCHMANN

Autorin          Regisseurin

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